Burg Lengenfeld

Burg am Langen Feld – Kaiser- und Herzogsburg

Nähert man sich Burglengenfeld, dann sieht man schon von weitem die mächtige Burganlage auf einem Hügel in mitten der Stadt thronen. Trutzig windet sich die 800 Meter lange Burgmauer um das 2,38 Hektar große Burgareal, in dessen Mitte ein 28 Meter hoher Turm seine Zinnen dem Himmel entgegenreckt. Bereits die Größe der Anlage führt dem Betrachter die einstige Bedeutung der Burg Legenfeld vor Augen. Wer die Burg durch die Toranlage betritt, schreitet Schritt für Schritt, Jahrhundert um Jahrhundert, zurück in längst vergangene, rätselhafte Zeiten…

Die Grafen von Lengenfeld und ihre Erben, die Wittelsbacher

In der Mitte des 11. Jahrhunderts tritt das „Castrum Lenguelt“ wie die Burg in alten Urkunden genannt wird, aus dem Dunkel der Geschichte. Zum ersten Mal erfahren wir von der Burg Lengenfeld in den um 1155 geschriebenen Pegauer Annalen. Es steht geschrieben, dass eine Tochter des Grafen Goswin von Leige, Sigena, sich in zweiter Ehe mit dem Grafen Friedrich I. von Lengenfeld vermählt. Als dessen Enkel Friedrich III. 1119 stirbt, fällt die Burg und ihre Besitzungen seinen Schwiegersohn, den Wittelsbacher Pfalzgraf Otto V. Er wurde aufgrund der Bedeutung der Besitzungen auch „Palatinus de Lengenfeld“ genannt. Einer seiner Söhne, Otto I. wurde später der erste Wittelsbacher Herzog in Bayern. Sein Bruder Friedrich nannte sich ebenso wie sein Vater außer von Witteisbach auch von Lengenfeld. In dem Testament, das Pfalzgraf Friedrich vor seiner zweiten Fahrt Heilige Land verfasst, wird das „castrum in Lenginvelt“ erstmals ausdrücklich genannt.

Die Vitzthumsstatt Burglengenfeld

Zu besonderem Ansehen gelangte die Burg unter Herzog Ludwig dem Strengen, der die Burg zum Sitze seines Vicedomus machte, dessen Herrschaftsbereich von Stadtamhof is zu den Toren Nürnbergs reichte. Der Vitzthum auf der Burg war nach dem Herzog, Herr des Landes, dessen Verwalter und auch oberster Richter. Berichte von Hinrichtungen auf dem Galgenberg zu Lengenfeld liegen von 1242 bis 1809 vor. Dabei waren die Weber von Burglengenfeld verpflichtet, bei Hinrichtungen die Leiter an den Galgen zu lehnen.

Das „mächtige Landgericht auf dem Nordgau“

Im 14. Jahrhundert wurde Burg Lengenfeld zum Sitz des „Gewaltigen Landgerichts auf dem Nordgau“. Viele Prozesse, auch wegen Zauberei und Hexerei wurden verhandelt. Sie endeten in einigen Fällen durch Verbrennung der Verurteilten auf dem Sand zu Lengenfeld. Die letzte Hinrichtung mittels Schwert fand im Jahre 1809 statt. Der Scharfrichter wurde für jede seiner Handlungen eigens bezahlt. Folgende Tätigkeiten fielen in seinen Zuständigkeitsbereich: Hinrichten mit dem Schwert, auf das Rad flechten, Kopf auf den Spieß aufstecken, Vierteilung. Andere hochnotpeinliche Amtshandlungen waren das Foltern und mit glühenden Zangen zu zwicken. Allerdings war die Kriminalitätsrate im Mittelalter trotz derart drastischer Strafen keineswegs geringer als in der Gegenwart.

Kaiser Ludwig der Bayer

Kaiser Ludwig weilte in seiner Jugendzeit (1280, 1304, 1306) und auch als Kaiser öfters auf der von ihm sehr geschätzten Burg Lengenfeld und auf seiner Jagdburg, der Burg Stockenfels im Regental. Den Winter 1330/31 verbrachte er voll auf der Burg. Aus dieser Zeit stammt auch die Bekanntschaft mit dem vielgerühmten Minnesänger Hadamar von Laaber, der in den langen, dunklen Winterabenden wohl auch einige seiner Lieder, beispielsweise „Des Minners Klage“ mit 689 Strophen dem Kaiser vorgetragen hat.

Schlimme Zeiten

Ab dem Jahr 1437 begann, aufgrund akuten Geldmangels bei den Landesherrn, die Versetzung der Burg Lengenfeld. Im Landshuter Erbfolgekrieg wurde die Burg von den Pfälzern und den von ihnen angeworbenen Böhmen im August 1504 belagert und nach geringem Widerstand besetzt, allerdings nach 14 Tagen aufgegeben und in Brand gesteckt. Die Bürger retteten jedoch den größten Teil der Burg vor den Flammen.

Der Dreißigjährige Krieg und Revolutionskriege

Da Schwed is kumma,
Hot alles mitgnumma
Hot Fenster eighaut
Hot’s Blei aussagschlong
Hot Kugeln draus gossen
Hot Bauern daschossen

Während des Dreißigjährigen Krieges besetzten abwechselnd schwedische, kaiserliche und bayerische Truppen die Burg Lengenfeld. Durch diese Auseinandersetzungen wurden die Burg wie auch die Stadt stark in Mitleidenschaft gezogen.
Zur Zeit der Revolutionskriege waren die Franzosen, die damals ganz Süddeutschland besetzten, bis in die unmittelbare Nähe von Burglengfeld vorgedrungen. Der Stadt und der Burg wurde aber dieses Mal keinerlei Schaden zugefügt, was die Burglengenfelder zu einer Dankprozession zum Kreuzberg nach Schwandorf veranlasste. Für die Wegzehrung wurde eigens ein Wagen beladen mit Bier mitgeführt.

Niedergang und Abbruch der Burg

Bereits im Jahre 1788 hatte der Rentbeamte Samuel von Buckingam damit begonnen, die der Regierung von Neuburg wertlos erscheinende Veste auf dem Burgberg um Verkauf anzubieten. Damals waren die Räume des Fürstenbaues noch mit kostbaren Wandteppichen behangen. Auch die Burgkapelle war noch reich ausgestattet.

1803 wurde schließlich von der kurfürstlichen Landesdirektion in Neuburg die Niederreißung der inneren Burg mit dem Fürstenbau, dem prachtvollen Rittersaal und der Burgkapelle anbefohlen. Der Abbruch auf Verkauf wurde bis 1814 fortgesetzt, bis der Kronprinz Ludwig von Bayern, der spätere König Ludwig I., dem schrecklichen Vandalismus Einhalt gebot.

Die Burg heute

1967 erwarb die Familie Heuser die Burg, die dort bis heute erfolgreich ein Sozialwerk betreibt. Die Familie Heuser kümmert sich auch um die Erhaltung der einzelnen Gebäude. Jährlich wiederholende Veranstaltungen wie der St. Martins-Zug auf die Burg, die weithin bekannte Bilderausstellung „Kunst auf Bayerns Burgen“ und der nicht minder bekannte Weihnachtsmarkt mit den Erzeugnissen der Burgwerkstätten sind ein fester Bestandteil im Kulturleben der Stadt Burglengenfeld.