Von Geistern und Raubrittern
Auf einer 120 Meter hohen Granitkuppe thront die Burgruine Stockenfels über dem Regental. Bei Marienthal, wo der Regen nach Süden abbiegt und in ein enges Tal eintritt, haben die Erbauer der Burg einen strategisch günstigen Platz gewählt, der nach Osten hin einen weiten Blick über die Nittenauer Senke bietet, so dass keine Bewegung auf der alten Handelsstraße nach Böhmen den wachsamen Blicken der Burgherren verborgen blieb.
Entstehung und Geschichte
Die genauen Anfänge der Burg Stockenfels liegen im Dunkel der Geschichte. Möglicherweise war sie im Besitz der Paponen, der Burggrafen von Regensburg und Grafen im Donaugau.
Während im 11. und 12. Jahrhundert die Gegend um Stockenfels den Grafen von Lengenfeld-Pettendorf gehört, beerben diese, nach ihrem Aussterben die Wittelsbacher Pfalzgrafen.
Das Gesicht, der Burg, wie es sich uns heute, soweit noch erhalten, zeigt, spricht für die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Wittelsbacher und vor allem auch Kaiser Ludwig hielten sich des öfteren auf Stockenfels auf, da sich in den dichten Wäldern und Forsten der Umgegend vortrefflich jagen ließ. Doch nach dem Tode Kaiser Ludwigs wechselte die Burg häufig die Besitzer und wurde zur Heimstatt kriegslustiger und räuberischer Herren.
Die Raubritterburg Stockenfels
Bedingt durch den politischen und wirtschaftlichen Umbruch des 14. und 15. Jahrhunderts, am Ende des Mittelalters, gab es eine große Anzahl von Angehörigen des Ritterstandes, die durch Straßenraub und Erpressung von Lösegeldern versuchten dem aufstrebenden Bürgertum Paroli zu bieten. So ließen sich 1351 die Auer auf Stockenfels nieder, von wo aus sie vor allem Regensburger Kaufleute befehdeten.
1430 war Ritter Georg Heuras von Satzdorf (Lkr, Cham) im Besitz der Burg. Zwar machte er sich einen Ruf als kriegstüchtiger Mann im Kampf gegen die Hussiten, die vergeblich versuchten Stockenfels einzunehmen. Allerdings machten er und sein Sohn Heimeram sich auch als Raubritter einen weithin gefürchteten Namen.
Niedergang und Verfall
Doch auch sie verkauften die einsame Burg wieder. Weitere Besitzer wechselten sich ab. Mit dem Dreißigjährigen Krieg und den Verwüstungen durch die Schweden wurden wehrhafte Burganlagen für den Adel immer uninteressanter. Dieser wohnte nun lieber in bequemen und prachtvollen Schlössern. Mit dieser Entwicklung war nun auch die Burg Stockenfels dem allmählichen Verfall preisgegeben.
Als letzter „Kastelan“ der Burg gilt der als „närrischer Schneider“ bezeichnete Josef Hainz. Dieser bewohnte bis 1870 die Ruine. Er wurde jedoch mit der Zeit immer gewalttätiger und wurde schließlich in der Kreisirrenanstalt in Regensburg untergebracht. Jetzige Besitzerin ist die Gräfin Drechsel.
Die Geisterburg Stockenfels
Keine andere deutsche Burg weis so viele Sagen und Geschichten auf sich zu vereinen, wie die einsam im Bergwald gelegen Burgruine. Laut alter Geschichten, die früher noch jedem Kind bekannt waren, ist sie Verbannungsort von Geistern und Übeltätern. Angeblich wurden sie zu alten Zeiten von so genannten Geisterträgern mit Zaubersprüchen gebannt und in stahlbewehrten Rucksäcken auf die Burgruine gebracht. Dort unterliegen sie den mannigfaltigsten Qualen und Torturen um ihr sündiges Erdenleben zu büßen.
Am Fuße des Burgbergs wird auch alljährlich die Sage der Bierpanscherverbannung im Rahmen der Geisterwanderung nachgespielt. Und so manchen Wanderer überkommt ein Schauern beim Gedanken daran was nächtens auf der Burg sein Unwesen treiben mag.